DER WEG ZUM „TECHNISCHEN DENKMAL“
Auf dem Gelände des Stahl-und Walzwerk Brandenburg
... gab es im Februar des Jahres 1992 viele im Original erhaltene Gebäude und Bauteile; dazu zählten natürlich auch die Anlagen im Stahlwerk. Es war klar, dass es sich bei den Siemens-Martin-Öfen wohl um die letzten ihrer Art in Europa handelte. Ihr Schutz musste gewährt werden, gerade auch, wenn das Stahlwerk selbst möglicherweise untergehen würde. Es wuchs das Bestreben, das Denkmal in das Verzeichnis der Denkmale der Stadt Brandenburg einzutragen. Das sollte nicht einfach werden.
neues brandenburgisches Denkmalschutzgesetz
Ohne Eintragung kein Denkmal und auch kein Schutz
Der ursprünglich geplante Verkauf an die Firma Thyssen war aufgrund der Tatsache, dass die Siemens-Martin-Technologie unter neuen wirtschaftlichen Bedingungen unrentabel war, abgesagt worden, da bei dem erforderlichen Energieaufwand adäquate Preise auf dem Stahlmarkt nicht zu erzielen gewesen wären.
Das neue brandenburgische Denkmalschutzgesetz war gerade erst verkündet worden. Danach waren die Denkmale durch örtlich zuständigen Landkreise bzw. kreisfreien Städte in ein besonderes Verzeichnis einzutragen. Erst mit einer wirksamen Eintragung wurde der Denkmalschutz bewirkt. Oder anders herum: Ohne Eintragung kein Denkmal und auch kein Schutz.
Die Eintragung als Denkmal
ein schwerer Weg
Die Eintragung als Denkmal ist ein Verwaltungsakt, der mit Widerspruch und Klage angefochten werden kann und somit unter Umständen Jahre dauert. Im Mai 1992 wurde deshalb ein sogenanntes Anhörungsschreiben an die Stahl- und Walzwerk Brandenburg GmbH gerichtet. Darin wurden sie über den Denkmalwert verschiedener Gebäude auf dem Stahlwerksgelände und der Siemens-Martin-Öfen informiert und angefragt, ob und welche Bedenken gegen die Eintragung bestünden. Eine Denkmaleintragung konnte nur im Einvernehmen mit der Leitung der Stahl- und Walzwerk GmbH vorgenommen werden. Es kam zu einem Stillhalteabkommen: Das Ofenfeld wurde nicht angefasst, man ließ die Museums-ABM bewegliche Teile, Gegenstände und Akten sichern, aber die wirksame Eintragung als Denkmal unterblieb vorerst.
Dokumentation der Umwandlung
erhaltener Siemens-Martin-Ofen
Die im Sommer 1992 gegründete Museums-Arbeitsbeschaffungsmaßnahme entwickelte den Plan, die Umwandlung des Stahlwerkes zu dokumentieren, aber auch Archivalien und andere Zeugnisse des Stahlwerkes zu sichern und für eine museale Nutzung aufzubereiten. Kern und Hauptexponat des lndustriemuseums war natürlich ein erhaltener Ofen, denn letztlich ging es auch um die Erhaltung eines bedeutenden Zeugnisses der mitteleuropäischen Stahlherstellung und damit der europäischen und lokalen Industriegeschichte.
Sowohl auf Stadt- als auch auf Landesebene war inzwischen klar, dass die Eintragung und somit der Erhalt des Denkmals durchgesetzt werden sollten. Dies setzte ich am 25.8.1994 in meiner Eigenschaft als Baubeigeordneter und leitender Denkmalpfleger der Stadt Brandenburg um. Mit Schreiben vom 22. Mai 1996 lehnte der Minister endgültig den Abriss des Denkmals ab.
Gründung eines Trägervereins
der Beginn des Förderverein Stahlmuseum e.V.
Durch die umfassenden Bemühungen des Industriemuseums mit Sieglinde von Treskow und des inzwischen gegründeten Trägervereins für das Industriemuseum war der Weg für eine dauerhafte Erhaltung des Denkmals Siemens-Martin-Ofen XII im ehemaligen Stahl- und Walzwerk Brandenburg für die kommenden Jahre gesichert worden.
Sein Hauptexponat, der Siemens-Martin-Ofen XII, legt beredtes Zeugnis ab für die Technologie der Stahlherstellung und des Stahlrecyclings im 20. Jahrhundert und für die Arbeitsbedingungen der Menschen, die in der Stahlproduktion gearbeitet haben.
Ein bedeutendes Zeugnis der europäischen Industriegeschichte ist erhalten geblieben.
Bei diesem Artikel handelt es sich um eine stark gekürzte Fassung des Beitrages von Ralf Krombholz. Der vollständige Artikel befindet sich in dem Buch
„25 Jahre Geschichte(n) - Industriemuseum Brandenburg an der Havel“
Förderverein Stahlmuseum e.V. (Hrsg.), Brandenburg an der Havel 2017
Förderverein Stahlmuseum e.V.
mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz ausgezeichnet
Eine große Überraschung bekam der Förderverein Stahlmuseum e.V. im Jahre 2010. Die bisher geleistete Arbeit, das Herzblut und die Liebe zum Detail wurde mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz gewürdigt. Alle Mitarbeiter und Mitglieder des Vereins waren und sind voller Stolz diese Auszeichnung erhalten zu haben. Den Artikel zur Preisvergabe können Sie hier lesen.