„Glühende Landschaften“
im Industriemuseum
Am 16. September 2022 war die 9. Internationale Konferenz für zeitgenössischen Eisenguss mit der Live-Eisengussperformance „Glühende Landschaften“ zu Gast im Industriemuseum Brandenburg an der Havel.
Die Konferenz findet alle vier Jahre an wechselnden Orten statt und führt Eisenguss-Künstlerinnen und -künstler aus aller Welt zusammen. In diesem Jahr kamen unter anderem Jenny K. Hager, Lance Vickery, Cynthia Handel, Coral Lambert, Kenneth Patrick Payne, Eden Jolly und George Beasley in der Gießhalle zusammen.
Im Gepäck hatten sie die Kupolöfen „Eisenkerl No. 1“ und „Lady C.“. Die Ofenbrigaden, wie sie im Stahl- und Walzwerk genannt worden wären, bereiteten die Aggregate mehre Tage auf ihre heiße Aufgabe vor, Studierende brachen per Hand Gussheizkörper in handliche Stücke, tonnenweise Koks wurden in der Gießhalle abgeladen und die Kreativwerkstatt wurde zur Formbauwerkstatt.
(Kopie 1)
Gusseisenmedaillen
vom „Eisenkerl No. 1“
Um 19 Uhr sollte es eigentlich mit dem ersten Abstich los gehen, doch leider wollten die Öfen nicht so, wie die Schmelzerinnen und Schmelzer. Vor allem „Lady C.“ litt unter Luftnot und konnte daher Schrott und Kohle nicht richtig verarbeiten. Solche Probleme kennen die Kollegen vom Siemens-Martin-Ofen zur Genüge, auch hier wurde die Normzeit von 5 bis 8 Stunden oft überschritten, manchmal kochte der Stahl auch zwölf Stunden, bevor der Abstich erfolgen konnte.
So lange mussten die rund 600 Besucherinnen und Besucher glücklicherweise nicht warten: „Eisenkerl No. 1“ übernahm die Führung und füllte die Gießtiegel mit seiner Schmelze. So entstanden unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauerinnen und Zuschauer die ersten beiden Gusseisenmedaillen der Vorführung „Garden of fiery delights“ von Coral Lambert. Sie werden wahrscheinlich im Industriemuseum verbleiben und dauerhaft ausgestellt.
Funken und Eisentropfen
wie zu den besten Stahlwerkszeiten
Durch die Schmelzprobleme von „Lady C.“ geriet der Produktionsprozess leider etwas durcheinander, „Eisenkerl No. 1“ musste einspringen – und war alsbald auch verschnupft. Die Störung konnte mit der Sauerstofflanze beseitigt werden. Eine nicht ganz ungefährliche Angelegenheit, bei der Funken und Eisentropfen wie zu den besten Stahlwerkszeiten durch die Halle flogen. Natürlich waren die Gefahrenbereiche nur den Fachleuten zugänglich. Schließlich glückte es doch noch, den Eisenkerl und die Lady zu synchronisieren, so dass ausreichend flüssiges Eisen vorhanden war um die Vorführungen „An Tilleadh Dhachaigh, which means homecoming“ und „Fire Iron and spoken word“ zu starten. Unter den wachsamen Augen der Freiwilligen Feuerwehr Kirchmöser ergoss sich vor der Stahlwerkshalle flüssiges Metall in Formen aus Eis und setzte ein Portal aus Stroh in Brand. Selbst im inzwischen strömenden Regen ein beeindruckendes Schauspiel. Zurück in der Gießhalle hatte dann Lady C. ihren finalen Auftritt. Langsam schob sich ein gewaltiger Stahl-Phönix auf den anspruchsvollen Ofen und schlug im Funken- und Feuergestöber mit den Flügeln. Mit diesem feurigen Abschiedsgruß endete ein denkwürdiger Abend, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.